Was ist eine Leistenhernie?

Die häufigste Form der Bauchwandhernien stellt der Leistenbruch dar. Männer sind hiervon häufiger betroffen, weil sich die Hoden sich in der Embryonalentwicklung aus dem Bauchraum durch den Leistenkanal in Richtung Hodensack entwickeln und der Leistenkanal dadurch eine Schwachstelle der Bauchwand darstellt. 
Es gibt prinzipiell drei verschiedene Operationsverfahren:

•    minimal-invasive Technik mit Einbringen eines Kunststoffnetzes (TEP, TAPP)
•    offenes Verfahren mit Einbringen eines Kunststoffnetzes (OP nach Lichtenstein)
•    offenes Verfahren nur mit Naht (OP nach Shouldice)

Die Operationsindikation wird gestellt sobald ein Leistenbruch Beschwerden verursacht und/oder an Größe zunimmt. 

Aufgrund der schnelleren Rekonvaleszenz und geringeren Wahrscheinlichkeit von Wundinfektionen kommen zunehmend minimalinvasive Operationen zum Einsatz, bei welchen über eine Bauchspiegelung also „von innen“ ein Kunststoffnetz in den Raum zwischen Bauchfell und Bauchdecke vor die Bruchpforte implantiert wird. Dieses Kunststoffnetz wächst mit der Zeit ein und verstärkt langfristig die Bauchdecke um ein erneutes Auftreten eines Bruches (Rezidiv) zu verhindern. Vorteil dieser Methode ist auch, dass ein bislang unentdeckter Bruch auf der Gegenseite in der OP mitversorgt werden kann, falls dies gewünscht ist.
 

TAPP

Bei der transabdominellen präperitonealen Plastik (TAPP) werden über drei kleine Hautschnitte eine Kameraoptik und zwei Arbeitsinstrumente in den Bauchraum eingeführt und dieser mit CO2-Gas soweit „aufgepumpt“, dass ein sicheres Arbeiten unter guter Sicht möglich ist. Mit dem Blick von innen auf die Bauchdecke wird ein Kunststoffnetz hierbei so zwischen Bauchfell und Bauchwand platziert, dass es die Bruchlücke mit ausreichendem Abstand abdeckt. 
Die Bauchfellöffnung, die notwendig ist, um die Bruchpforte zu präparieren, wird im Anschluss wieder mit einer Naht verschlossen, damit ein direkter Kontakt zwischen Netz und Darmschlingen vermieden wird.
 

TEP

Bei der total extraperitonealen Patch-Plastik (TEP) wird das Bauchfell (Peritoneum) nicht eröffnet. Dadurch minimiert sich das Risiko innere Organe (wie beispielsweise den Darm) zu verletzen. Zunächst wird hier über einen kleinen Hautschnitt im Bereich des Nabels eine Kameraoptik zwischen Bauchdecke und Bauchfell eingebracht und ebenfalls CO2-Gas in den Raum geleitet.  Über zwei weitere kleine Hautschnitte werden Arbeitsinstrumente eingeführt, mit denen nun identisch zu den offenen Operationen der Bruchsack vorsichtig freigelegt und der Bruchinhalt in die Bauchhöhle zurückverlagert wird. Um die Leistengegend von innen komplett zu überdecken, wird auch hier ein Kunststoffnetz zur Stabilisierung eingebracht. 

Lichtenstein-OP

Sollte aufgrund einer vorbestehenden Herz- oder Lungenerkrankungen oder durch die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (z.B. Marcumar, Eliquis, Xarelto etc.) das OP-Risiko erhöht sein, raten wir zu einem offenen Verfahren mit Netzeinlage. Bei der sog. Lichtenstein-OP wird durch einen ca. 5-8 cm langen Hautschnitt im Bereich der Leiste „von außen“ ein selbsthaftendes Kunststoffnetz in die Bauchdecke eingebracht, dass die Hinterwand des Leistenkanals verstärken soll.
Dieses Vorgehen kommt ebenfalls zur Anwendung, wenn nach großen Bauchoperationen in der Vergangenheit Narben in der Bauchdecke vorliegen oder der Bruch sehr groß ist.
 

Shouldice-OP

Bei Kindern und Jugendlichen mit stabilem Bindegewebe und kleinen Brüchen sowie bei Erwachsenen, die keine Versorgung mit einem Kunststoffnetz wünschen, kann eine offene Operation mit Bruchpfortenverschluss durch Naht ohne zusätzliche Netzimplantation erfolgen. Bei dieser OP erfolgt die Rekonstruktion der Leistenkanalhinterwand und Bruchlücke durch Doppelung von körpereigenem Fasziengewebe.
Da die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens eines Leistenbruchs bei OP-Verfahren ohne Netz im Vergleich zu netzbasierten Verfahren erhöht ist, wird diese OP-Methode von den deutschen und internationalen Hernien-Gesellschaften für Erwachsene aktuell nicht mehr empfohlen.
 

Rezidivhernie

Sollte nach erfolgter Operation erneut ein Leistenbruch auftreten, ist häufig ist ein Verfahrenswechsel sinnvoll, also dass eine offene Operation nach laparoskopischer Voroperation stattfindet und umgekehrt. 

Schenkelhernie

Im Gegensatz zu Leistenhernien liegt die Bruchpforte der Schenkelhernie unterhalb des Leistenbandes. Schenkelhernien treten relativ gesehen häufiger bei Frauen auf, bergen ein höheres Einklemmungsrisiko und die Vorwölbung sowie Schmerzausstrahlung werden eher in Richtung der Oberschenkelinnenseite angegeben. Die operative Behandlung erfolgt analog zum Vorgehen bei Leistenbrüchen.