Die Hüftdysplasie ist eine angeborene oder erworbene Fehlbildung bzw. Fehlanlage der Hüftgelenkpfanne. Sie führt im Erwachsenenalter häufig zu Hüftarthrose, wenn sie im Kindesalter nicht adäquat behandelt wird.
Häufiges Anzeichen für eine Hüftdysplasie ist bei Kindern ein vermehrtes Auskugeln des Hüftkopfes aus der Hüftpfanne. Hierbei spricht man von der sogenannten Hüftluxation. Die Hüftdysplasie ist die häufigste angeborene Fehlbildung bei Neugeborenen (die Wahrscheinlichkeit liegt in Deutschland bei ca. 2-3%), wobei Mädchen ein 4-fach höheres Risiko tragen. Leiden oder litten bereits die Eltern an einer angeborenen Hüftdysplasie, ist das Risiko, dass auch deren Kinder erkranken 5-10 mal so hoch.
Bei Unfällen mit sehr starker Krafteinwirkung auf die Hüfte, kann es auch bei gesunden Menschen zu einer traumatischen Hüftluxation kommen. Durch konservative Therapien bzw. ggfs. eine Operation der Hüfte bestehen hier aber gute und erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten.
Eine unbehandelte Hüftdysplasie kann zu einer dauerhaften Schädigung des Hüftkopfes und der Gelenkpfanne führen. Daraus entstehende Folgen können Schmerzen im Hüftgelenk, Bewegungseinschränkugen, eine spätere Gehbehinderung sowie vorzeitige Abnutzungserscheinungen sein.
Die Hüftdysplasie verläuft in der Regel zunächst schmerz- und beschwerdefrei. Sie äußert sich durch ein instabiles Hüftgelenk, was dazu führen kann, dass der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne springt. Die Folge ist, dass der Betroffene (zumeist Babys oder Kleinkinder) die Beine nur noch unvollständig abspreizen kann.
Es kommt zu einer Ungleichheit der Gesäßfalten, zu einer Schonung des betroffenen Beines, sichtbar ist unter Umständen eine Längendifferenz der Beine.
Wenn das betroffene Kind bereits älter ist und laufen kann, kommt es infolge einer Hüftdysplasie häufig zu einem leichten Einsinken der betroffenen Hüftseite, was zur Bildung eines Hohlkreuzes und einem schwankenden Gang ("watscheln") führt.
Kleinkinder zeigen in der Regel einen verspäteten Beginn der ersten Gehversuche und eine grundsätzliche Verzögerung beim Laufen lernen.
Patienten berichten über stechende Leistenschmerzen im Erwachsenenalter sowie seitliche Hüftgelenksschmerzen und weisen ein deutlich sichtbares Hinken auf.
U2-Untersuchung (dritter bis zehnter Lebenstag):
Mechanische Überprüfung der Stabilität des Hüftgelenks und Festellen einer Abspreizhemmung (das Auseinanderfalten der in Knie und Hüfte gebeugten Oberschenkel ist nur vermindert möglich)
Diagnostik bei der U3-Untersuchung (4. - 6. Lebenswoche):
Durchführung einer Sonografie (Ultraschalluntersuchung). Diese ist bis zur Beendigung des 1. Lebensjahres möglich.
Spätere Diagnostik:
Röntgenuntersuchung bei größeren Kindern und Erwachsenen
Die konservative Behandlung einer Hüftfehlstellung bei Säuglingen erfolgt häufig durch den mehrmonatigen Einsatz einer Spreizhose. Hierdurch wird das Hüftgelenk abgespreizt und stark gebeugt und der Hüftkopf wird zurück in die Hüftpfanne gedrückt. Hierdurch kann das Hüftgelenk "nachreifen". Durch Mobilisation wird der Verknöcherungsprozess positiv beeinflusst. Eine regelmäßige Überprüfung der Maßnahmen wird mit Hilfe von Ultraschall durchgeführt.
Bei einer Hüftluxation, wenn also der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne gerutscht ist, muss die Hüfte eingerenkt und anschließend stabilisiert werden. Eine Stabilisierung durch eine sogenannte Repositionsbandage (bei Kindern bis 9 Monaten) führt häufig dazu, dass sich das Hüftgelenk selbst wieder einrenkt. Es muss dann über längere Zeit in dieser Position stabilisiert werden. Bei größeren Kindern und Erwachsenen kann nach einem manuellen Einrenken durch den behandelnden Arzt ein Gips in Sitz-Position oder eine Schiene für mehrere Wochen nötig sein. Er dient dazu, den Hüftkopf in der Hüftgelenkpfanne zu halten und zu stabilisieren.
Da durch diese konservativen Maßnahmen eine vollständige Heilung nicht gewährleistet werden kann, kann die Erkrankung der Hüfte bis ins Erwachsenenalter bestehen. Hier können dann umfangreiche operative Maßnahmen nötig werden.
Auch bei einer traumatischen Luxation, z.B. durch einen Unfall ist aufgrund der starken Schmerzen oftmals eine Operation nötig. Die Muskelanspannung, die durch die Schmerzen verursacht wird, macht ein manuelles Einrenken ohne Narkose oft unmöglich. Handelt es sich um einen Bruch der Hüfte im Bereich der Gelenkpfanne, so verhindert die Operation Folgeschäden (Gelenkverschleiß). Bei einer nicht behandelten traumatischen Luxation besteht die Gefahr einer Hüftkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfes).
Je nach Schwere der Verletzung bzw. Erkrankung kann auch die Implantation einer Hüft-Endoprothese (künstliches Hüftgelenk) zum Einsatz kommen.
Grundsätzlich gilt: je früher die Hüftdysplasie erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Im Säuglingsalter erkannte und behandelte Hüftfehlstellungen führen bei über 90% der rechtzeitig behandelten Kinder zu einer normalen Entwicklung der Hüftgelenke. Bei nicht behandelter Hüftfehlstellung droht neben dem frühzeitigen Verschleiß der Hüftgelenke eine Hüftarthrose bereits im frühen Erwachsenenalter sowie Gehbehinderungen und Hinken.
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