Mit gezielter Biopsie zur schnellen Diagnose

„Die quälende Zeit der Ungewissheit können wir für unsere Patienten auf ein Minimum verkürzen.“ Dr. Bernhard Fischer

Eine Untersuchung steht an – und plötzlich wird eine Auffälligkeit entdeckt. Ist sie harmlos oder der Hinweis auf eine Krebserkrankung? Wie eine Biopsie hier schnelle und sichere Antworten liefert, erklärt Chefarzt Dr. Bernhard Fischer, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie.

Was ist eine Biopsie und wann wird sie eingesetzt?

Dr. Bernhard Fischer: Unter einer Biopsie verstehen wir die Entnahme einer oder mehrerer Gewebeproben. Diese werden dann von einem Spezialisten für Pathologie mikroskopisch untersucht. Natürlich kön­nen wir mit unseren bildgebenden Untersuchungsverfahren schon krankhafte Organ­­veränderungen erkennen. Trotzdem ist eine zusätzliche Biopsie so gut wie immer erforderlich, wenn es um Tumor­erkrankungen geht. Unter dem Mikroskop können entzündliche Erkrankungen oder Krebstumore noch genauer charakterisiert werden.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob eine Biopsie sinnvoll ist?

Dr. Bernhard Fischer: Eine Biopsie wird immer empfohlen, wenn sie risikoarm durchführbar ist und der Informations­gewinn durch die mikroskopische Unter­suchung einen Vorteil für die weiteren ­Entscheidungen bringt.

Es können ja verschiedene Organe in den Fokus geraten. Deshalb die Frage: Welches Untersuchungsspektrum decken Sie in der Klinik ab?

Dr. Bernhard Fischer: Zwei verschiedene Verfahren ermöglichen uns, nahezu alle Körperregionen zu erreichen. Wir nutzen dazu zum einen die Endoskopie: Das ist ein Verfahren, um mit einem kleinen Schlauch mit Kamera in das Körperinnere zu sehen. Zum anderen setzen wir Sonografie ein, also Ultraschall. Endoskopisch können wir Biopsien von allen Veränderungen entnehmen, die mit dem Endoskop über die natürlichen Körperöffnungen wie Mund und After erreichbar sind. So gelangen wir an Proben aus Speiseröhre, Luftröhre, Bron­chien, Magen, Dünndarm oder Dickdarm. Sonografisch gezielt können wir Biopsien von allen Organen entnehmen, die sich mit Ultraschall auf dem Bildschirm darstellen lassen. Das heißt: die Organe dürfen nicht durch Knochen oder Luft überdeckt sein. Darüber hinaus spielt noch die Knochenmarksbiopsie eine Rolle. Hier werden die Proben aus dem Beckenknochen an einer Stelle entnommen, wo der Knochen leicht tastbar und zugänglich ist, so dass man dafür keine Röntgendurchleuchtung braucht.

Können Sie kurz erklären, wie so eine Biopsie je nach Verfahren abläuft?

Dr. Bernhard Fischer: Endoskopisch wird die Biopsie mit einer Zange abgeknipst, die durch den Arbeitskanal des Endoskops eingeführt wird. Damit lassen sich Gewebeteilchen von 2-4 mm Größe gewinnen. Ultra­schallgezielt wird eine 1,2 mm dünne lange Kanüle an die krankhafte Veränderung herangeführt. Dann wird ein Stanzmechanismus ausgelöst, so dass man bis zu 33 mm lange, 1 mm dünne Gewebsstränge erhält. Knochenstanzbiopsien sind 1-2 mm dick und meist 10-20 mm lang. In Kürze werden wir auch Endosonografie-Geräte haben, die uns sogar erlauben, unter Ultraschallkontrolle kleine Gewebeproben und Zellverbände von innen aus der Bauchspeicheldrüse oder von Lymphknoten in der Umgebung von Speiseröhre oder Darm zu gewinnen.

Inwiefern wird die Entnahme der Proben sicherer, wenn Sonografie und Endoskopie zum Einsatz kommen?

Dr. Bernhard Fischer: Dadurch, dass wir während der gesamten Prozedur in Echtzeit – also „live“ – genau auf dem Bildschirm sehen können, wo sich die Biopsiezange bzw. -kanüle befindet, haben wir eine sehr hohe Trefferrate. Gleichzeitig ist das Risiko, gesundes Gewebe oder Nachbarorgane, Blutgefäße oder Nerven zu beschädigen, sehr niedrig. Gerade die Kombination von Endoskopie und Ultraschall, die Endosonografie, erlaubt eine sehr detailreiche Darstellung der inneren Strukturen. Deshalb freuen wir uns sehr über die Anschaffung der neuen Geräte, die unsere Möglichkeiten nochmals erweitern und verbessern.

Wird jeder Eingriff ambulant durchgeführt und erhält man dafür eine Betäubung?

Dr. Bernhard Fischer: Ambulant werden Eingriffe durchgeführt, wenn das Risiko einer Nachblutung aus der kleinen Gewebeverletzung durch die Biopsie überschaubar niedrig ist. Eine stationäre Nachüber­wachung für eine Nacht ist bei ultraschall­gezielten ­Biopsien von Organen in der Bauchhöhle erforderlich, weil Nach­blutun­gen in der Bauchhöhle auch ­einmal schnelles Handeln erforderlich machen können. Damit die Biopsien treffsicher durchgeführt werden können, muss ein Patient entspannt liegen und stillhalten können. Mit Sedierung gelingt das meistens viel leichter. Das heißt, der Patient bekommt eine schwache Dosis eines Narkosemittels. Wir arbeiten in ruhi­ger Atmosphäre und der Patient wacht erst auf, wenn wir schon fertig sind. Punk­tionen durch die Haut werden grundsätzlich mit Lokalanästhesie, also örtlicher Be­täubung, durchgeführt – dann sind sie schmerzfrei. Endoskopisch entnommene Biopsien sind von Natur aus schmerzfrei, weil es innen auf der Schleimhaut­oberfläche von Magen und Darm keine ­schmerzempfindlichen Nerven gibt.

Was passiert anschließend mit den entnommenen Gewebeproben?

Dr. Bernhard Fischer: Das entnommene Gewebe wird fixiert und zur mikroskopi­schen Untersuchung zu unseren Partnern im Institut für Pathologie am Klinikum Fürth geschickt.

Besonders wichtig für alle Patientinnen und Patienten ist natürlich die Frage: Wie schnell erhalten sie das Ergebnis – und wie sicher ist es?

Dr. Bernhard Fischer: Als „eilig“ gekennzeichnete Proben – und das sind bei uns alle Befunde mit Krebsverdacht – werden so rasch bearbeitet, dass ein erstes Ergebnis in der Regel noch am selben Tag, spätestens am nächsten Tag, vorliegt. Die quälende Zeit der Ungewissheit können wir für unsere Patienten auf diese Weise auf ein Minimum verkürzen. Müssen zusätzliche Aspekte abgeklärt werden, kann es länger dauern: Dafür kann es zum Beispiel erforderlich sein, Oberflächenmerkmale auf dem Gewebe hervorzuheben. Das geschieht mit so genannten immunhistochemischen Färbeverfahren – und diese können auch mehrere Tage in Anspruch nehmen. Unsere Pathologen wissen, dass von ihren Befunden weitreichende Entscheidungen abhängen. Sie arbeiten schnell und gründlich.

Können Sie uns erläutern, was man aus dem Laborergebnis herauslesen kann und inwiefern es Einfluss auf die weitere Therapie hat?

Dr. Bernhard Fischer: Krebskrankheiten können heutzutage besonders effektiv und schonend therapiert werden, wenn man die biologischen Eigenschaften des Tumorgewebes kennt. Gewebeproben lassen sich dahingehend mikroskopisch untersuchen – zum Beispiel, ob bestimmte Strukturproteine oder Rezeptoren für Wachstumsfaktoren auf der Zelloberfläche vorkommen. Dadurch kann man gut voraussagen, welche Arzneimittel ansprechen – und andere, nicht wirksame Therapien, werden gar nicht erst angewendet.

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Klinik Neustadt a.d.Aisch
Abteilung für Gastroenterologie, Diabetologie und Schlaganfall­behandlung
Dr. med. Bernhard Fischer, Chefarzt
Paracelsusstraße 30
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Tel.: 09161 70-2341
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